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Quaakpack - Die dürre Katrin

Die dürre Katrin


 
Hallo, hier ist wieder Euer Professor!
 
Ich weiss nicht recht, also in letzter Zeit schaut mich mein Mensch so komisch an, als ob er was gemerkt haben könnte. Letzthin hat er mir draussen zugeblinzelt, als es die anderen nicht sehen konnten. Er ist in letzter Zeit oft im Internet, da stehen ja einige meiner Geschichten online (ich vermute ja immer noch, dass es eigentlich Enternet heissen müsste, weil es doch erfunden wurde, damit man im Laufentenforum lesen kann), ob er da wohl was mitbekommen hat?.
 
Wiedemauchsei, was ich Euch heut zu berichten hab, ist leider wieder einmal eine traurige Geschichte. Kleine Enten sind halt sehr sehr zerbrechlich und empfindlich, und das hat auch die dürre Katrin erfahren müssen.
 
Also das Ganze ist folgendermassen passiert:

 
Die ganze Bande war mit Mama Ente unterwegs zum Schwimmen. Damals waren sie alle grade mal eine Woche alt, so richtige Babyenten noch. War keine lange Wanderung, das Wasser war nicht weit weg vom Nest, ein kleiner Miniententeich mit grasbüschelbewachsenen Ufern und einem Minientenweg, auf dem man bequem hineinwatscheln konnte.
Das taten sie auch immer, voran Mama Ente (wenn Gonzo nicht mal wieder schneller war), die anderen schön im Entenmarsch hinterdrein. Dann wurde im Wasser zuerst ein paarmal der Kopf untergetaucht, darauf achtete Mama immer, denn erstens ist das Entenart und zweitens muss man sich abfrischen, bevor man so richtig losschwimmt.
Anschliessend ging normalerweise erst mal der Punk so richtig ab, es wurde gespritzt, getaucht, geschnabelt oder "Reiher-Geier" gespielt. Wenn sich alle tüchtig ausgetobt hatten, wurde ein wenig die Gegend erkundet.
Da konnte man: kleine Schwimmtiere fangen - hinter dicken Fliegen herdüsen - im Schlammgrund bohren (wenn man tief genug hinunterkam) - eine Runde per Anhalter auf Mama Ente mitfahren oder vom Wasser aus am Uferrand unter den Grasbüscheln in der Erde rumstochern.
Das ging so lange hin- und her, bis Mama der Ansicht war, dass es Zeit für ein Nickerchen sei. Sie erhob sich dann umständlich (so dass es alle mitbekamen) aus dem Wasser, schüttelte sich draussen ein paarmal, wackelte mit dem Bürzel und flatterte den Rest Wasser mit ein paar schnellen Flügelschlägen aus den Federn. Alle Kleinen mussten das natürlich nachmachen, aber es ist gar nicht so leicht, Wasser aus den Federn zu schütteln, wenn man noch gar keine richtigen hat! Anschliessend gings zurück zum Nest, oder es wurde gleich an Ort und Stelle neben dem Miniteich die Nase unter die Flügel gesteckt (das ging natürlich bei den Kleinen nicht so locker wie bei Mama. Die musste immer grinsen, weil die Kükennasen viel viel grösser waren als die Kükenflügel, unter die sie hätten passen sollen). Die dürre Katrin war ein stilles Küken, als allerletzte hatte sie sich ziemlich mühsam aus dem Ei herausgewerkelt, wahrscheinlich hätt sie es gar nicht geschafft, wenn nicht Mama Ente kräftig nachgeholfen hätte.
Natürlich ist sie immer gern mit den anderen mitgegangen; aber meist war sie die Letzte im Entenmarsch.
Wie gesagt, an diesem Tag waren alle wie üblich zum Schwimmen gegangen, und Katrin hatte am Ufer unter einem Grasbüschel das Ende eines Regenwurms entdeckt. Das war furchtbar spannend, denn so einen fetten Regenwurm erlegt eine kleine Ente nicht jeden Tag.
Also zog und zerrte sie nach Leibeskräften, der Wurm hat sich natürlich gewehrt, man glaubt gar nicht, wie so ein Wurm sich festhalten kann, ganz ohne Arme und Beine, Füsse und Hände. Aber es nutzte ihm nichts, er wurde länger, noch länger und als Katrin schon dachte, er würde nie aufhören, da flutschte er mit einem Ruck aus der Erde. Vor Überraschung hätt ihn Katrin beinahe doch noch verloren, aber schliesslich nutzte ihm alles hin- und herschlängeln nichts und er verschwand auf Nimmerwiedersehen im Entenhals. Begeistert (und weil er ganz hervorragend geschmeckt hatte, so richtig regenwurmig halt mit einem Hauch an Minzgeschmack (die wuchs nämlich am Teichrand, grad wo der Wurm eben noch gewohnt hatte)), suchte Katrin gleich weiter und bohrte entzückt mit dem Schnabel tiefer ins Ufer.
Dumm war, dass sie vor lauter Enthusiasmus nicht merkte, dass die anderen inzwischen das Wasser verlassen hatten.
Noch dummer, dass sie auch nicht merkte dass sie immer tiefer und tiefer ins Wasser einsank.
Eines der ersten Dinge, die eine kleine Ente lernen muss, das ist dass man nicht zu lang im Wasser bleiben darf. Da muss man kein gelehrter Professor sein wie ich, um den Grund zu begreifen.
In den ersten Tagen ist der Flaum von so einer Miniente nämlich noch nicht richtig eingefettet, und wer nicht gut eingefettet ist, der bekommt immer mehr Wasser ins Gefieder und wenn man zu lang rumschwimmt, dann wird der Flaum immer nasser und nasser und schwerer und schwerer.
Und irgendwann ist dann die ganze Ente nass, und dann wird sie zum Uboot...
Als die dürre Katrin plötzlich merkte, dass sie allein im Wasser war, da fuhr ihr der Schreck gewaltig in die Knochen. Sie guckte links und rechts, vorne und hinten, aber keine Entenseele war weit und breit in Sicht.
Alles, was sie jetzt wollte, und zwar sofort, das war raus aus dem Wasser, zu den anderen. Vielleicht dachte sie in dem Moment auch dran, wie es dem tüteligen Werner ergangen war, aber eigentlich glaub ich, dass sie überhaupt nicht mehr viel dachte.
Dummerweise war das Ufer unter den Grasbüscheln viel zu hoch und zu steil zum herausklettern. Da konnte man noch so viel im Wasser strampeln und hüpfen, da ging gar nichts. Und weil sie vor lauter Panik das Denken ganz aufgehört hatte, hat sie den flachen Einstieg auf der anderen Seite völlig vergessen.
Durch die ganze Strampelei spritzte das Wasser nun auch oben auf Katrin, wo sie bis jetzt noch trocken gewesen war, und sie wurde schwerer und schwerer, und je schwerer sie wurde desto mehr musste sie strampeln und je mehr sie strampelte desto müder wurde sie. Erst jetzt fiel ihr ein, nach Mama zu rufen, aber sie war schon so schwach, dass sie nur noch ein klägliches Fiepen herausbrachte, hatte wohl auch schon zu viel Wasser geschluckt.
Als abends der Mensch kam und die ganze Bande zählte, merkte er gleich dass eine fehlte. Überall hat er gesucht und gerufen, und ist noch lange mit einem Licht durch den Garten hin und her, hat unter den Büschen und beim Zaun gesucht.
Gefunden hat er Katrin aber nicht; erst am nächsten Tag.
Da hat er sie gesehen, wie sie im Teich lag, unter Wasser. Ganz vorsichtig hat er sie aus dem Wasser herausgefischt, und dann hat er sie weggetragen. Als er zurückkam, hat er Katrin nicht mehr dabei gehabt. Mir ist nur aufgefallen, dass seine Augen so merkwürdig geglitzert haben und er im Gesicht ganz nass war.
Er hat dann allen eine lange Rede gehalten, die ganze Rasselbande war eine Weile still und hat betreten zugehört und verlegen den Bauch geputzt.
Nachher hat er eine Schaufel genommen, und wir durften erst wieder in den Teich, als alle Ufer ganz flach und glatt waren.

 
Deshalb denkt an diese Geschichte, wenn im nächsten Jahr Eure Enten mit den Kleinen unterwegs sind.
Ich kenne meine Quackenheimer, und jedes Jahr liest man im Enternet wieder von Katrins und anderen Minis, die es nicht mehr aus dem Wasser schaffen, weil das Ufer viel zu steil ist für eine kleine Ente. Die noch nicht alles wissen kann, was man in einem Entenleben so wissen muss und die sich drauf verlässt, dass jemand gut auf sie aufpasst.
 
Euer
Professor Samo
 

Story: Bjoern Clauss   -   Illustration: Helene Towers
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